2. März 1925 - 12. März 2023
Fedir Mykyforowytsch Omeltschenko wird am 2. März 1925 im ukrainischen Dorf Bondury bei Poltawa geboren, wo er mit seinen Geschwistern aufwächst. Die Umstände sind hart, weshalb die Familie 1933, in Hoffnung auf bessere Lebensbedingungen, in die sibirische Region Altai übersiedelt. Die dort vorherrschende Hungersnot ist so groß, dass die Familie gezwungen ist, zurückzukehren. Fedir Omeltschenko muss die Schule abbrechen und arbeitet in der Landwirtschaft, um die Familie finanziell zu unterstützen.
Mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in die Sowjetunion 1941 verschlechtert sich die Situation der Familie. Der Vater wird verschleppt und seine Brüder kommen bei Kämpfen an der Front ums Leben. Fedir Omeltschenko wird im Dezember 1942 als Ostarbeiter nach Nürnberg deportiert, wo er in der Fabrik Gebr. Franke Zwangsarbeit verrichten muss. Nach der Bombardierung der Fabrik wird er für Grubenarbeiten in einem Bergwerk bei Köln eingesetzt, wo er sich wegen der katastrophalen Arbeitsbedingungen schwer verletzt. In einem Krankenhaus kann sich der junge Mann nur kurz erholen. Das Krankenhaus wird bombardiert und der geschwächte Fedir aus einem Bombenschutzkeller befreit, woraufhin er flüchtet. Wenig später, Ende August 1944, verhaftet die Polizei Fedir Omeltschenko in Frankfurt und überstellt ihn über ein Nürnberger Gefängnis und das Arbeitserziehungslager Langenzenn in das KZ Flossenbürg, wo ihn die SS am 21. September 1944 als Zivilarbeiter registriert.
Seine Ankunft in Flossenbürg beschreibt Fedir Omeltschenko mit den Worten: „Da siehst du schon, dort in Flossenbürg, dass es dein Ende ist. Hier wirst du sterben.“ Im Stammlager bleibt er aber nur wenige Tage. Die SS verschleppt ihn weiter in das Außenlager Hersbruck/Happurg. Er ist einer von etwa 9.000 Häftlingen, die in Happurg unterirdische Produktionsanlagen für die Rüstungsproduktion in den Berg treiben sollen. Die schwere körperliche Arbeit und die schlechten Bedingungen kosten etwa jeden Zweiten das Leben. Fedir Omeltschenko überlebt durch die Hilfe eines russischen Arztes. Die Befreiung erlebt er schließlich nach zwei Todesmärschen in einem verlassenen Militärlager, wo ihn die US-Armee auffindet und versorgt.
Fedir Omeltschenko schließt sich der US-Armee an und wird als amerikanischer Soldat Zeuge der Kapitulation Deutschlands. Er entscheidet sich nach Hause zurückzukehren, was jedoch nicht problemlos erfolgt, da ihm aufgrund seiner Dienste in der amerikanischen Armee Spionage vorgeworfen wird. Zuerst verbleibt er im Gebiet Moskau, kehrt aber letztlich in sein Heimatdorf Bondury zurück, wo er seinen Vater wiedertrifft. Omeltschenko arbeitet in der Kolchose, ab 1947 in einem Bergwerk im Donbass. Danach lebt er ab 1980 in Winnyzja.
Die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg besucht Fedir Omeltschenko ab 2002 beinahe jährlich, um seine Erlebnisse mit jüngeren Generationen zu teilen. Dabei betont er stets, dass er keine schlechten Gefühle gegenüber Deutschen empfindet und treuer Begleiter der KZ-Gedenkstätte bleibt.
In diesen Tagen sind unsere Gedanken bei Fedir Omeltschenko und seiner Familie, denen unsere aufrichtige Anteilnahme gilt.
Prof. Dr. Jörg Skriebeleit sowie alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg