Gedächtnisallee 5
D-92696 Flossenbürg

+49 9603-90390-0

Wir trauern um Michael Smuss

15. April 1926 - 21. Oktober 2025

  • Foto: Mark Mühlhaus

Michael Smuss wird am 15. April 1926 in Gdánsk/Danzig geboren. Er wächst in einer jüdischen Kaufmannsfamilie auf. Wegen der zunehmenden Anfeindungen gegen die jüdische Bevölkerung muss die Familie mehrfach umziehen und sich schließlich aufteilen. Seine Mutter und Schwester überleben den Krieg in Łódź. Gemeinsam mit seinem Vater flieht Michael Smuss nach Warschau, wo er sich dem jüdischen Widerstand im Ghetto anschließt und Nachrichten hinausschleust sowie Waffen in das Ghetto hineinschmuggelt. Nach der Niederschlagung des Aufstands wird er gemeinsam mit seinem Vater festgenommen. In mehreren deutschen Lagern in Polen werden sie zur Zwangsarbeit gezwungen, bevor der Vater im Lager Budzyń erschossen wird.

Am 4. August 1944 kommt Michael Smuss in einem Transport mit 3.000 weiteren Gefangenen aus dem KZ Plaszów im KZ Flossenbürg an. Die Zugfahrt dauert mehrere Tage, wobei die Häftlinge weder mit Wasser noch mit Nahrung versorgt werden. In Flossenbürg arbeitet er in der Produktion von Messerschmitt-Flugzeugen, ist für Reinigungen zuständig und manchmal auch im „Krematoriums-Kommando“ für den Transport von Leichen verstorbener oder ermordeter Häftlinge zu den Verbrennungsstätten. Amerikanische Truppen befreien Michael Smuss von einem Todesmarsch in Stamsried.

In Łódź trifft Michael Smuss seine Mutter und seine Schwester wieder, weitere Verwandte haben jedoch nicht überlebt und ihr Haus in Gdánsk ist zerstört. Die Familie emigriert 1950 in die USA, wo Michael Smuss seinen Schulabschluss macht, studiert und eine Familie gründet. Von seinen traumatischen Erlebnissen erfahren Frau und Kinder jedoch lange Zeit nichts. Die Folgen der KZ-Haft machen sich im Laufe der Jahre psychisch immer stärker bemerkbar. Michael Smuss leidet unter posttraumatischer Belastungsstörung und Alpträumen. Eine Therapie bringt keine Besserung, sodass er sich zur Trennung von seiner Familie entschließt, da er keine Belastung für sie sein möchte. Michael Smuss wandert 1979 nach Israel aus. Er lernt seine spätere Ehefrau Ruthy kennen, die eine wichtige emotionale Stütze für ihn wird. Ab den 1980er Jahren versucht Michael Smuss seinem Trauma zu begegnen, indem er anfängt zu malen und über seine Erlebnisse zu sprechen.  Mehrfach besuchen sie die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg. Für sein Wirken wird Michael Smuss im September 2025 der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Michael Smuss stirbt am 21. Oktober 2025 in seiner Heimat Israel im Beisein seiner Familie. Mit ihm verlieren wir einen Freund, der für uns alle ein treuer Begleiter und eine Inspiration war. Wir werden ihn schmerzlich vermissen.

Unsere Gedanken sind in diesen Tagen bei Michael Smuss und seinen Angehörigen, denen unsere aufrichtige Anteilnahme gilt.

Prof. Dr. Jörg Skriebeleit und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg