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Antoon Bink

geboren am 2. März 1914

  • Antoon Bink (Ausschnitt), 1940 (Privatbesitz)

Sechs Monate Ungewissheit

Als Arbeiterkind mit vier Geschwistern bleibt Antoon Bink eine höhere Schulbildung zunächst verwehrt. In seiner Heimatstadt, dem nordholländischen Haarlem, lernt er den Beruf des Zimmermanns. Dort schließt er sich auch der sozialdemokratischen „Arbeiterjugend-Zentrale“ an, in der er seine spätere Frau Gonny kennenlernt. Antoon Bink bildet sich im Abendstudium zum technischen Zeichner weiter. Als er 1940 eine Stelle in einem Architekturbüro in Rotterdam findet, ist das Auskommen gesichert. Antoon Bink und Gonny Peschar können heiraten.

Antoon Bink (links) und seine Schwester Netty, um 1916 (Privatbesitz)

  • Antoon Bink, um 1935 (Privatbesitz)

    Antoon Bink engagiert sich bei der sozialdemokratischen Jugendbewegung „Arbeiders Jeugd Centrale“ (Arbeiterjugend-Zentrale), für die er kulturelle Veranstaltungen organisiert. Außerdem musiziert er mit Begeisterung und spielt Laientheater. Das Bild zeigt Antoon Bink mit einer Tanzgruppe der „Arbeiders Jeugd Centrale“.

  • Antoon Bink, um 1937 (Privatbesitz)

  • Hochzeitsbild von Antoon Bink und Gonny Peschar, Oktober 1940 (Privatbesitz)

  • Antoon Binks Planzeichnung für die Rivièra-Halle im Tiergarten Blijdorp in Rotterdam, 1941 (Privatbesitz)

    Während der Bombardierung Rotterdams im Jahr 1940 wird auch der Zoo zerstört. Antoon Bink erstellt für seinen Arbeitgeber, ein Rotterdamer Architekturbüro, die Pläne für den Neubau.

Im Mai 1940 bombardiert die deutsche Luftwaffe Rotterdam, die Stadt geht in Flammen auf. Von nun an sind die Niederlande ein besetztes Land. Die „Arbeiterjugend-Zentrale“ muss im Verborgenen agieren. Am 10. und 11. November 1944 findet in Rotterdam die größte Verhaftungsaktion während der Okkupation statt. Die Deutschen verschleppen über 50.000 arbeitsfähige Niederländer, darunter auch Antoon Bink. Nach einem wochenlangen Transport kommt er im sächsischen Siegmar-Schönau an, wo er Zwangsarbeit für die „Auto-Union“ leisten soll. Wegen Sabotage wird Antoon Bink im Februar 1945 verraten, von der Gestapo gefangen genommen und in Chemnitz inhaftiert. Am 27. März 1945 erfolgt die Einweisung ins KZ Flossenbürg. Dort muss Antoon Bink erneut Zwangsarbeit für die Rüstungsindustrie verrichten, dieses Mal für die Firma Messerschmitt. Keine vier Wochen nach seiner Ankunft wird das Lager geräumt. Auf dem Todesmarsch gelingt Antoon Bink und einem Freund südlich von Flossenbürg die Flucht. Mehrere Tage verbergen sich die beiden im Wald. Vor Hunger und Kälte suchen sie schließlich in der Nähe der Stadt Pleystein Zuflucht bei einer Bauernfamilie, die sie zwei Tage lang versteckt. Anfang Mai treffen amerikanische Soldaten ein. Der Krieg ist vorbei. Endlich kann Antoon Bink seiner schwangeren Frau ein Lebenszeichen schicken.

  • Nachricht von Antoon Bink an seine Frau Gonny, 11. November 1944 (Privatbesitz)

  • Nach der Verhaftung lässt Antoon seiner Frau Gonny über unbekannte Helfer eine kurze Nachricht zukommen.

  • Brief von Antoon Bink an seine Frau Gonny, 10. Mai 1945 (Privatbesitz)

  • Es ist die erste Nachricht von Antoon Bink nach über sechs Monaten. Am 31. Mai 1945 kehrt er nach Rotterdam zurück.

Antoon Bink kehrt Ende Mai 1945 nach Hause zurück. Kurz darauf wird seine Tochter Marijke geboren, Sohn Eric folgt 1950. Über seine Verfolgung spricht Antoon Bink kaum. Er leidet noch jahrelang an einer Brustfellentzündung, die er sich im KZ zugezogen hat. Als Bauingenieur ist Antoon Bink aktiv am Wiederaufbau in Rotterdam beteiligt. Der Sozialdemokrat engagiert sich Zeit seines Lebens in vielen gesellschaftlichen Initiativen, fördert den sozialen Wohnungsbau und ist ein führendes Gewerkschaftsmitglied. Nach einer schweren Krankheit stirbt er 1981.

  • Antoon Bink mit seinem Sohn Eric und seiner Tochter Marijke, Rotterdam 1950 (Privatbesitz)

  • Antoon Bink, 1974 (Privatbesitz)