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Dietrich Bonhoeffer

4. Februar 1906 – 9. April 1945

  • Dietrich Bonhoeffer in Gland am Genfer See (Schweiz), 1932 (Staatsbibliothek zu Berlin)

»Dem Rad in die Speichen fallen«

Dietrich Bonhoeffer wird in Breslau als sechstes von acht Kindern des bekannten Nervenarztes Karl Bonhoeffer und seiner Frau Paula geboren. Nach dem Abitur beginnt er ein Studium der Evangelischen Theologie, das er 1927 mit der Promotion abschließt. Sein Vikariat absolviert Dietrich Bonhoeffer in Barcelona. Er habilitiert sich, belegt ein Studienjahr in New York und arbeitet bis 1933 als Privatdozent und Studentenpfarrer in Berlin. Im Arbeiterbezirk Wedding engagiert er sich insbesondere für Jugendliche aus sozial schwierigen Verhältnissen. Als entschiedener Regimegegner nimmt er unmittel bar nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten am 1. Februar 1933 in einem Radiovortrag offen Stellung: »Führer und Amt, die sich selbst vergotten, spotten Gott.« Die Übertragung wird aufgrund der unmissverständlichen Kritik am nationalsozialistischen Führerprinzip abgebrochen. Im gleichen Jahr nimmt Bonhoeffer eine Auslandspfarrstelle in London an. 1935 kehrt er nach Deutschland zurück und übernimmt für die Bekennende Kirche die Ausbildung angehender Pastoren. Er wird zu einem der führenden Theologen dieser kirchlichen Oppositionsbewegung.

Weitere Informationen zu Dietrich Bonhoeffer finden Sie auf der von uns entwickelten Homepage "Bonhoeffer Initiative":

  • Familie Bonhoeffer vor ihrem Ferienhaus im schlesischen Wölfelsgrund Juli 1911 (Staatsbibliothek zu Berlin)

    Dietrich Bonhoeffer wächst zusammen mit sieben Geschwistern in einem großbürgerlichen Elternhaus auf.

  • Dietrich Bonhoeffer mit Konfirmanden aus dem Berliner Arbeiterbezirk Wedding auf einer Freizeit im Harz, 1932 (Staatsbibliothek zu Berlin)

  • Dietrich Bonhoeffer in London, 1939 (Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Berlin)

  • Dietrich Bonhoeffer an Deck auf der Überfahrt nach New York, 1939 (Staatsbibliothek zu Berlin)

    Er ist 1939 zu Gastvorlesungen in die USA eingeladen. Sein Aufenthalt wird jedoch durch die bedrohliche Zuspitzung der Weltlage überschattet. Bonhoeffer entscheidet sich für die Rückkehr nach Deutschland und bricht seinen Besuch vorzeitig ab: »Ich bin zu dem Schluß gekommen, dass ich einen Fehler gemacht habe, indem ich nach Amerika kam. Ich muß die schwierige Periode unserer nationalen Geschichte mit den Christen Deutschlands durchleben. Ich werde kein Recht haben, an der Wieder herstellung des christlichen Lebens nach dem Kriege in Deutschland mitzuwirken, wenn ich nicht die Prüfungen dieser Zeit mit meinem Volk teile.«

Nach der zwangsweisen Schließung des Predigerseminars führt Dietrich Bonhoeffer die Arbeit im Untergrund bis 1940 weiter. Durch seinen Schwager Hans von Dohnanyi hält er Kontakt zum militärischen Widerstand. Er lässt sich beim Nachrichtendienst der Wehrmacht einstellen, offiziell um seine Auslandskontakte zur Spionageabwehr einzusetzen. Inoffiziell nutzt er diese jedoch, um bei den Alliierten für politische Unterstützung des Widerstands gegen Hitler zu werben. Am 5. April 1943 verhaftet ihn die Gestapo. Ohne Gerichtsverfahren bleibt er zwei Jahre in Gefängnishaft in Berlin. Währenddessen entstehen die bedeutendsten theologischen Werke Bonhoeffers.

  • Bericht Bonhoeffers über die ersten Massendeportationen von Juden, 18. Oktober 1941 (Staatsbibliothek zu Berlin)

    Die systematische Deportation der jüdischen Bevölkerung beginnt in Berlin am 16. Oktober 1941. Nur wenige Tage später verfasst Bonhoeffer zwei Berichte für oppositionelle Militärs, um sie zur Eile für einen Putsch gegen Hitler anzutreiben. Abschriften dieser Berichte werden an Generaloberst Ludwig Beck weitergeleitet. Bei diesen Dokumenten handelt es sich um die frühesten Zeugnisse von Judendeportationen in Deutschland.

  • Dietrich Bonhoeffer im Gefängnishof Tegel Juli 1944 (Staatsbibliothek zu Berlin)

Anfang Februar 1945 wird er in das KZ Buchenwald verlegt. Am 5. April 1945 ordnet Adolf Hitler die Hinrichtung aller noch nicht exekutierten »Verschwörer« des 20. Juli 1944 an. Bonhoeffer wird Anfang April von Buchenwald nach Flossenbürg gebracht, das zu diesem Zeitpunkt noch weit von der Front entfernt liegt. Außer ihm sind sechs weitere Männer aus dem militärischen Widerstand im Arrestgebäude des KZ Flossenbürg inhaftiert. Ein Standgericht, das unter der Mitwirkung von Otto Thorbeck und Walter Huppenkothen aus dem Reichssicherheitshauptamt in Berlin sowie des Lagerkommandanten Max Koegel zusammentritt, verurteilt die sieben Männer wegen Hochverrats zum Tode. Die SS erhängt Dietrich Bonhoeffer am Morgen des 9. April im Hof des Arrestbaus. Erst vier Monate später erfährt seine Familie von seiner Ermordung.

  • Überreste der Hinrichtungsstätte im Hof des Arrestgebäudes im KZ Flossenbürg, um 1964 (Staatsbibliothek zu Berlin)

  • Briefmarkenblock der Deutsche Bundespost anlässlich des Jahrestages zum 20. Juli, 1964 (KZ-Gedenkstätte Flossenbürg)

Das Todesurteil gegen Bonhoeffer und andere Widerstandskämpfer ist bis in die neunziger Jahre rechtsgültig, so dass er offiziell nicht als Verfolgter des Naziregimes anerkannt ist. Erst 1996 werden die NS-Unrechtsurteile aufgehoben und damit auch Bonhoeffer formal rehabilitiert. Dennoch wird Dietrich Bonhoeffer seit den sechziger Jahren – insbesondere für die Evangelische Kirche, aber auch darüber hinaus – zur Identifi kationsfi gur des christlich motivierten Widerstands gegen den Nationalsozialismus. Zahlreiche Kirchengemeinden, Schulen und Straßen sind nach ihm benannt.

  • Gedenktafel in der Evangelischen Kirche in der Ortsmitte Flossenbürgs (KZ-Gedenkstätte Flossenbürg)

    Die Tafel wird im Jahr 1953 auf Initiative der Bayerischen Pfarrbruderschaft angebracht. In der frühen Nachkriegszeit ist die Ehrung Bonhoeffers als Widerstandskämpfer, auch innerhalb der Evangelischen Kirche, nicht selbstverständlich.

  • Büste Dietrich Bonhoeffers in der Kapelle der KZ-Gedenkstätte, anlässlich seines 60. Todestages aufgestellt (KZ-Gedenkstätte Flossenbürg)

  • Vom 19. Dezember 1944 datiert der letzte Brief Dietrich Bonhoeffers an seine Verlobte Maria von Wedemeyer (KZ-Gedenkstätte Flossenbürg)

    Diesem Brief fügt er das Gedicht »Von guten Mächten« hinzu. Der Text ist heute ein weit verbreitetes Kirchenlied, von dem über 35 Vertonungen vorliegen.

  • Der letzte erhaltene Brief Bonhoeffers aus der Haft an seine Eltern vom 17. Januar 1945 (KZ-Gedenkstätte Flossenbürg)