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Francesco Moisello

9. März 1905 – 27. November 1944

  • Francesco Moisello, 1938 (Privatbesitz)

Mit Schwerstarbeit zu Tode geschunden

Francesco Moisello wächst in Sampierdarena nahe Genua auf. Mit 24 Jahren beendet er seinen Militärdienst beim Heer und arbeitet von nun an in verschiedenen Betrieben in Ligurien als Klempner. 1940 heiratet er Antonietta Antolini, mit der er in den Genueser Stadtteil Cornigliano zieht. Im gleichen Jahr kommt ihr Sohn Sergio zur Welt. Nach der deutschen Okkupation Italiens beteiligt sich Francesco Moisello am Widerstand gegen Besatzer und die Italienische Sozialrepublik. Er beschafft Geld sowie Lebensmittel für Familien politischer Gefangener, Deportierter und untergetauchter Partisanen.

Francesco Moisello (rechts) mit seinem Sohn und seinen Eltern, 1941 (Privatbesitz)

Im Juli 1944 verhaften italienische Polizisten Francesco Moisello vor dem Betrieb, in dem er arbeitet. Ihm wird „Unterstützung von Aufständischen“ vorgeworfen. Über das deutsche Polizeidurchgangslager Bozen kommt er Anfang September 1944 als Häftling ins KZ Flossenbürg. Nach drei Wochen im Quarantänelager überweist ihn die SS zusammen mit 600 Häftlingen ins Außenlager Hersbruck. Die Gefangenen müssen beim Bau einer unterirdischen Produktionsanlage für Flugzeugmotoren körperliche Schwerstarbeit leisten, im Lager herrschen katastrophale hygienische Verhältnisse. Viele Häftlinge überleben unter diesen Arbeits- und Lebensbedingungen nur wenige Wochen. Francesco Moisello stirbt Ende November 1944. Um die Todesumstände zu verschleiern, teilt die deutsche Besatzungsverwaltung in Italien seiner Familie mit, dass er bei einem feindlichen Luftangriff ums Leben gekommen sei. Zum Zeitpunkt seines Todes gibt es im Lager Hersbruck noch keinen Leichenverbrennungsofen. Die SS veranlasst daher die Einäscherung Francesco Moisellos im Krematorium auf dem Nürnberger Westfriedhof. Aus der dortigen Sammelgruft wird seine Urne später auf den Nürnberger Südfriedhof und 1960 schließlich auf den Ehrenfriedhof der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg überführt. Die Familie von Francesco Moisello weiß jahrzehntelang nicht, wo sich seine sterblichen Überreste befinden. Erst seine Enkel erfahren nach langen Recherchen, dass die Asche ihres Großvaters in Flossenbürg bestattet wurde.

  • Nach dem Tod Francesco Moisellos ausgestellter Mitgliedsausweis des Regionalkommandos Ligurien des CLN, ohne Datum (Privatbesitz)

    Nach der deutschen Besatzung bilden verschiedene Parteien den „Comitato della Liberazione Nazionale“ (CLN, „Komitee der Nationalen Befreiung“), um die Widerstandsbewegung gegen die Besatzer und die italienischen Faschisten zu koordinieren. Auch auf regionaler Ebene entstehen solche Komitees. Nach der Befreiung existieren sie eine Zeit lang als politische Gremien weiter. Als Nachweis über die Beteiligung am Widerstand stellen diese Komitees Mitgliedsausweise aus. Francesco Moisello erhält posthum einen solchen Ausweis mit dem Vermerk „Alla Memoria“ (Im Andenken). In die Zeile für Mitgliedsunterschrift ist der Vermerk „caduto“ (gefallen) eingetragen.