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Josef Kohout

geboren am 25. Januar 1915

  • Josef Kohout, um 1950 (Schwules Museum Berlin)

Keinerlei Entschädigung

Josef Kohout wird in Wien geboren. Bereits mit 16 Jahren ist er sich seiner Homosexualität bewusst. Die Liebe zum Sohn eines Parteifunktionärs der NSDAP führt Ende 1938 zu seiner Verhaftung. Er muss eine siebenmonatige Gefängnisstrafe verbüßen.

Nach einer erneuten Verhaftung kommt Josef Kohout Mitte Januar 1940 in das KZ Sachsenhausen. Vier Monate später wird er nach Flossenbürg überstellt. Er muss im Verladekommando am Bahnhof als Kapo arbeiten. Für einen Homosexuellen ist dies eine Ausnahmestellung. Er überlebt, wie er selbst sagt, wegen seiner guten Beziehungen zu anderen, »grünen« Kapos. Während des Todesmarsches im April 1945 gelingt ihm in der Nähe von Cham die Flucht.

Männliche Homosexualität bleibt auch nach 1945 unter Strafe gestellt. Josef Kohout kämpft Jahrzehnte um seine Anerkennung als NS-Verfolgter. Erst 1992 wird die KZ-Haft als Ausfallzeit für seine Pensionsansprüche anerkannt. Unter dem Pseudonym Heinz Heger werden in den siebziger Jahren seine Erlebnisse in dem Buch »Die Männer mit dem rosa Winkel« veröffentlicht. In der Schwulenbewegung findet dieser einzigartige Bericht große Beachtung.

Bis zu seinem Tod lebt Josef Kohout mit seinem Partner in Wien, wo er am 15. März 1994 stirbt. Eine Entschädigung hat er nie erhalten.

Heinz Heger, Die Männer mit dem rosa Winkel, 1972 (KZ-Gedenkstätte Flossenbürg)

Das Buch wird zum Symbol für den Streit um die Anerkennung der Verfolgung Homosexueller durch das NS-Regime. Die wahre Identität des Ich-Erzählers blieb bis nach seinem Tod unbekannt.