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Leopold Zobel

29. September 1907 – 27. März 1942

  • Einziges überliefertes Foto von Leopold Zobel, 1925 (Privatbesitz)

Ein unangepasstes Leben

Leopold Zobel wird 1907 in Wien geboren. Er hat elf Geschwister, sein Vater ist Kutscher und Maurer, seine Mutter Putzfrau. Schon früh zeigt Leopold Talent fürs Zeichnen. Mit dieser Begabung, so urteilt sein Volksschullehrer, werde aus ihm entweder „etwas ganz Großes oder gar nichts“. Sowohl das Gymnasium als auch die Ausbildung in einem Priesterseminar bricht Leopold vorzeitig ab. Er möchte sich – gegen den Willen des Vaters – ganz der Malerei widmen. Seine Mutter verschafft ihm eine einfache Unterkunft in einer Schreberhütte am Stadtrand von Wien. Den Besuch der Kunstakademie kann sie ihm jedoch nicht finanzieren. Mit dem Verkauf der Milch seiner beiden Ziegen hält sich Leopold Zobel über Wasser. Seine künstlerischen Fertigkeiten bietet er als Porträtmaler in Gaststätten und auf der Straße an. Einnahmen steckt er sogleich wieder in Farben und Papier.

Im März 1938 marschieren deutsche Truppen ohne militärische Gegenwehr in Österreich ein. Das Land wird unter Zustimmung großer Teile der Bevölkerung in das nationalsozialistische Deutsche Reich eingegliedert. Wie alle kirchlichen Vereine wird auch die katholische Jugendorganisation, in der Leopold Zobel eine Sportgruppe leitet, verboten. Der Mitgliedschaft in nationalsozialistischen Organisationen entzieht er sich, den Kriegsdienst lehnt er aus pazifistischen Gründen ab. Wegen seiner unangepassten Lebensweise und da er keiner geregelten Arbeit nachgeht, gerät er bald ins Visier verschiedener Behörden, unter ihnen Arbeitsamt, Gesundheitsamt und Kriminalpolizei. Sie erfassen Leopold Zobel intern in einer Kartei, in der er als „asozial“ klassifiziert wird. Im März 1941 entscheiden sie, ihn als Erziehungsmaßnahme in die „Arbeitsanstalt für Asoziale“ in Oberlanzendorf bei Wien einzuweisen. Leopold Zobel unternimmt einen Fluchtversuch und wird von der Wiener Gestapo verhaftet. Im Juni 1941 überstellt sie ihn ins KZ Flossenbürg. Neun Monate nach seiner Einweisung stirbt der einst durchtrainierte Sportler dort laut Unterlagen der SS an „Herzschwäche bei acutem Magen- und Darmkatarrh“.

  • „Effektenkarte“ von Leopold Zobel, 1941 (United States Holocaust Memorial Museum, Washington D.C.)

    Bei der Ankunft im KZ Flossenbürg muss Leopold Zobel alle persönlichen Gegenstände, die er bei sich trägt, abgeben. Dies quittiert er auf der Karte mit seiner Unterschrift. Auf ihr ist auch vermerkt, dass sein „Nachlass“ nach seinem Tod an die Leitstelle der Gestapo in Wien übersandt wurde.

  • Ärztliche Bescheinigung über den Tod von Leopold Zobel, 27. März 1942 (Standesamt Flossenbürg)

Nur wenige der Kunstwerke von Leopold Zobel haben sich im Familienbesitz erhalten, die meisten sind im Zuge seiner Verhaftung verschwunden.

  • Karlskirche in Wien, Aquarell von Leopold Zobel, undatiert (Privatbesitz)

  • Selbstportrait von Leopold Zobel, Öl auf Sperrholz, 1937 (Privatbesitz)

  • Selbstportrait von Leopold Zobel, Öl auf Sperrholz, 1939/1940 (Privatbesitz)

  • Schreberhütte am Hagenberg, Aquarell von Leopold Zobel, undatiert (Privatbesitz)

    In der unteren Bildhälfte ist die Hütte zu sehen, in der Leopold Zobel seit seinem Auszug aus der elterlichen Wohnung lebt.