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Stojan Lassisch

17. Dezember 1908 - 28. Dezember 1944

  • Stojan Lassisch, Foto der »Rassenhygienischen Forschungsstelle«, um 1940 (Bundesarchiv Berlin)

Die ganze Familie ermordet

Stojan Lassisch wird in Sitnitz (heute Sitnica/Bosnien) geboren. Die Familie kommt während des Ersten Weltkrieges nach Deutschland. Um einen festen Wohnsitz vorweisen zu können, kauft die Familie ein Haus in Steinfurt bei Aachen. Die Eltern Stanko und Petra Lassisch arbeiten als Schausteller. Seit der Erfassung durch die Polizei im April 1939 müssen alle »Zigeunerausweise« mit sich führen. Sie gelten als staatenlos. Ab Sommer 1939 dürfen sie Steinfurt nicht mehr verlassen. Stojan Lassisch arbeitet nun in einer Fabrik. Die gesamte Familie wird durch die »Dienststelle für Zigeunerfragen« der Kriminalpolizei Köln im Sommer 1939 registriert. Im Januar 1942 erstellt die »Rassenhygienische Forschungsstelle« ein Gutachten über die Familie.

Haus der Familie Lassisch in Steinfurt, Foto der »Rassenhygienischen Forschungsstelle«, um 1940 (Bundesarchiv Berlin)

Mit Fotos und Statistiken erfassen Mitarbeiter der »Rassenhygienischen Forschungsstelle« Angehörige der Sinti und Roma. Die Betroffenen sind verpflichtet, sich untersuchen zu lassen, sonst droht ihnen sofortige KZ-Haft.

Stojan Lassisch wird zusammen mit seiner Frau Stana Mitrowitsch und ihren sechs Kindern am 2. März 1943 in das »Zigeunerlager « des KZ Auschwitz-Birkenau deportiert. Alle Familienangehörigen, außer Stojan, sterben dort an Hunger und Seuchen oder werden in den Gaskammern ermordet. Währenddessen beschlagnahmt die Aachener Kriminalpolizei das gesamte Vermögen der Familie Lassisch.

Die SS selektiert Stojan Lassisch als arbeitsfähig. Von Auschwitz-Birkenau kommt er am 27. Mai 1944 mit weiteren Sinti und Roma nach Flossenbürg, wo er sieben Monate später stirbt.

Gutachtliche Äußerung, 14. Januar 1942 (Hauptstaatsarchiv Düsseldorf)

Stojan Lassisch wird von Robert Ritter als »nicht deutschblütig« klassifiziert. Ritter ist Leiter der »Rassenhygienischen Forschungsstelle «. Im Auftrag des Reichskriminalpolizeiamtes soll er Gutachten zu allen erfassten Sinti und Roma erstellen.