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Vinko Gržetić

geboren am 4. Dezember 1925

  • Vinko Gržetić, 1947 (Privatbesitz)

Die Angst vor Uniformen bleibt

Vinko Gržetić verlebt mit vier Geschwistern eine glückliche Kindheit auf einem Bauernhof in Gostinjac auf der kroatischen Insel Krk. Als die Insel erst von Italien, dann vom Deutschen Reich besetzt wird, geht die Familie in den Widerstand. Ein Bruder Vinkos wird 1943 wegen Verbreitung antifaschistischen Materials verhaftet. Im gleichen Jahr schließt sich der 18-jährige Vinko den Partisanen an und kämpft gegen die Ustascha, die faschistische Bewegung in Kroatien. Er gerät in einen Hinterhalt von deutschen Soldaten, die ihn im März 1944 gefangen nehmen. Im Juli wird er ins KZ Dachau deportiert.

Für Vinko Gržetić beginnt eine Odyssee durch mehrere Konzentrationslager: Zuerst muss er im Dachauer Außenlager Allach Bombenschäden beseitigen, ehe ihn die SS im August ins Flossenbürger Außenlager Hersbruck transportiert. Dort leidet er sehr unter Hunger und Kälte sowie der schweren körperlichen Arbeit im unterirdischen Stollen. Als er sich zusätzliches Brot organisiert, wird er von zwei Kapos mit brutalen Schlägen bestraft. Anschließend zwingt ihn die SS im Außenlager Kochendorf des KZ Natzweiler zur Arbeit in der Rüstungsproduktion. Anfang 1945 kommt er abermals in den Lagerkomplex Flossenbürg. Über das Hauptlager deportiert ihn die SS am 21. Februar 1945 ins Außenlager Zwickau. Die Arbeit in der witterungsgeschützten Automobilfabrik ist leichter zu ertragen, doch die hygienischen Verhältnisse sind katastrophal. Vinko Gržetić muss wiederholt mit ansehen, wie Häftlinge von Kapos willkürlich zu Tode geprügelt werden. Nach der Auflösung des Außenlagers wird er Mitte April nach Süden auf den Todesmarsch in Richtung Karlsbad getrieben. Aus Angst, vor Erschöpfung erschossen zu werden, entschließt sich Vinko Gržetić zur Flucht. Er irrt im Wald umher und kann sich immer wieder bei Bauern verstecken, bis der Krieg vorbei ist.

Als freier Mann kehrt er in die Heimat zurück, sechs Lager hat er überstanden. Seinen Bruder sieht er nicht wieder: Vermutlich ist er kurz vor Kriegsende beim Untergang eines Schiffes mit KZ-Häftlingen in der Nordsee ertrunken. Vinko Gržetić macht eine Ausbildung zum Techniker und heiratet im Jahr 1959. Lange Zeit quälen ihn Angstzustände, besonders beim Anblick von Uniformen.

  • Vinko Gržetić und seine Ehefrau (rechts) bei einer Familienfeier. Links neben ihm sein Bruder, vorne links seine Schwester und seine Nichte, Gostinjac 1970 (Privatbesitz)

  • Vinko Gržetić, 1993 (Privatbesitz)