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Wilhelm Zorichta

31. Mai 1920 - unbekannt

  • Wilhelm Zorichta, 1942 (Yad Vashem, Jerusalem)

Vom Heim ins KZ

Wilhelm Zorichta stammt aus Hindenburg in Oberschlesien. Wie seine Geschwister verbringt er seine Jugend in Fürsorge-Heimen. Seine Eltern sind beide gehörlos und leben im Armenhaus. Weil er öfter unerlaubt das Heim verlässt, weist ihn die Polizei 1941 in das Jugend-KZ Moringen ein. Dort werden minderjährige Jungen inhaftiert, die als unerziehbar und »gemeinschaftsfremd« gelten.

An den jugendlichen Häftlingen führen Mediziner und Psychologen kriminalbiologische Reihenuntersuchungen durch. Unter der Leitung von Dr. Robert Ritter soll ein umfassendes »Asozialen- und Verbrecherarchiv« entstehen. Wilhelm Zorichta wird von Dr. Ritter als »hochgradig verwahrlost« und »erblich vorbelastet« bewertet. Die Altersgrenze für das Jugend-KZ hat er überschritten. Daher kommt er auf Weisung des Reichssicherheitshauptamtes in eine Anstalt in Oberbayern. Dort verstößt er zweimal gegen die strengen Auflagen, da er unerlaubterweise das Haus verlässt.

  • Aktenvermerk von Dr. Robert Ritter, 18. August 1943 (Herzogsägmühler Heime, Diakonie in Oberbayern)

    Auf Grund der Begutachtung im Jugend-KZ Moringen »empfiehlt« Ritter die weitere Unterbringung in Anstalten. Im letzten Satz nennt er eine mögliche »Bewahrung« in einem Arbeitshaus. Statt einer Unterbringung im Arbeitshaus erfolgt jedoch die Einweisung ins Konzentrationslager. Im Jahr 1944 kommt Wilhelm Zorichta als KZ-Häftling nach Dachau.

Über das Polizeigefängnis Kaufbeuren wird Wilhelm Zorichta im Frühjahr 1944 in das KZ Dachau eingewiesen. Er wird als »Asozialer« registriert und erhält den schwarzen Winkel. Am 3. September 1944 kommt er in das Flossenbürger Außenlager Rabstein. Ob Wilhelm Zorichta die Lagerhaft überlebt hat, ist nicht bekannt.

  • Brief der Leiterin der Reichszentrale zur Bekämpfung der Jugendkriminalität, Friederike Wieking, an den Heimathof Herzogsägmühle, 14. April 1944 (Herzogsägmühler Heime, Diakonie in Oberbayern)

    Mit diesem Schreiben wird die Einweisung von Wilhelm Zorichta in ein Konzentrationslager veranlasst.