Flossenbürg, 27.09.2019 – Presseinformation 13/2019
Am 13. Oktober bietet die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg wieder einen besonderen Themenrundgang an: Julius Scharnetzky, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Gedenkstätte, beleuchtet zentrale Aspekte der Verfolgung von Homosexuellen im Nationalsozialismus und stellt einzelne Schicksale von Häftlingen vor, die als Homosexuelle im KZ Flossenbürg inhaftiert wurden.
Männliche Homosexualität galt für die Nationalsozialisten als »artfremd« und bedrohte ihre bevölkerungspolitischen Ziele. Ab 1935 verschärften sie daher die Verfolgung und wiesen mehrere Tausend in Konzentrationslager ein. Im KZ Flossenbürg wurden mindestens 378 Männer von der SS als Homosexuelle registriert. Sie waren nicht nur gewalttätigen Übergriffen durch die SS ausgesetzt, sondern wurden auch durch andere Insassen bedroht. Mindestens 94 von ihnen starben im Lager. Auch nach 1945 war Homosexualität in beiden deutschen Staaten ein strafbares Delikt. So waren viele der Männer, die die Lagerhaft überlebt haben, erneut von Verfolgung betroffen.
Der Themenrundgang beginnt um 15 Uhr. Er findet zusätzlich zu den regulären Führungen (samstags und sonntags, 14 Uhr) statt. Die Teilnahme ist kostenlos. Treffpunkt: vor der ehemaligen Lagerwäscherei.
Josef Kohout, um 1950, Schwules Museum Berlin
Josef Kohout wurde wegen Homosexualität verhaftet und im April 1940 vom KZ Sachsenhausen nach Flossenbürg überstellt. Während des Todesmarsches gelang ihm April 1945 die Flucht. Josef Kohout kämpfte Jahrzehnte um seine Anerkennung als NS-Verfolgter. Erst 1992 wurde die KZ-Haft als Ausfallzeit für seine Pensionsansprüche anerkannt.
Heinz Heger veröffentlichte 1972 die Erlebnisse von Josef Kohout unter dem Titel »Die Männer mit dem rosa Winkel«. Das Buch wurde zum Symbol für den Streit um die Anerkennung der Verfolgung Homosexueller durch das NS-Regime. Foto: KZ-Gedenkstätte Flossenbürg